14.11.2016

Im Schatten der Mauer

Die Auswirkungen des US-amerikanischen Ausbaus von

Grenzschutz und verstärkter Zuwanderungskontrolle

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Obwohl die Grenze zwischen den USA und Mexiko gegenwärtig stärker militärisch bewacht ist als je zuvor, wurde die politische Debatte um irreguläre Zuwanderung im US-Präsidentschaftswahl-kampf 2016 mit großer Vehemenz geführt. Während der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der unerlaubten Übertritte an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zurückgegangen; die unerlaubt im Land lebende Bevölkerung hingegen ist gewachsen. Die USA haben den Fokus zunehmend auf die Durchsetzung des Einwanderungsrechts innerhalb ihrer Grenzen gelegt und gleichzeitig eine starke militärische Überwachung der südwestlichen Grenze aufrechterhalten.1 Die Grundlage dafür stellt der Immigration Reform and Control Act (IRCA) von 1986 dar, die letzte umfassende Reform des Einwanderungsrechts, die vom US-Kongress erlassen wurde. 1992 wurde durch das Gesetz bereits der Einwanderungsstatus von fast drei Millionen Menschen bestimmt, von denen die Mehrheit aus Mexiko stammte.2 Gleichzeitig bildete der IRCA die Basis für eine bislang nicht gekannte Aufstockung der Mittel und des Personals der US Border Patrol, einer nationalen Behörde, die mit der Überwachung der Grenzen der USA betraut ist. Statt gegen die strukturellen Gründe irregulärer Zuwanderung vorzugehen, die tendenziell sozialer und ökonomischer Natur sind, haben sich die Vereinigten Staaten also für eine Strategie entschieden, die sich auf die Bewachung der Grenze zwischen den USA und Mexiko sowie auf die Kriminalisierung irregulärer Zuwanderung konzentriert. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Auswirkungen umrissen, die diese Strategie auf das Leben zahlreicher unerlaubter Einwanderer und ihrer Familien hatte. Auch wenn die Migration von Mexiko in die USA weltweit einmalig sein mag – schließlich teilen beide Länder eine über 3000 Kilometer lange Staatsgrenze, eine einzigartige sozio-historische Verbindung sowie eine vitale wirtschaftliche Partnerschaft –, könnte sie europäischen Staaten, die Zuwanderungsbewegungen erleben, Erkenntnisse liefern - besonders in Fällen, in denen der bevorzugte populäre Ansatz in verstärkter Zuwanderungskontrolle besteht oder in politischen Maßnahmen, die Immigrant_innen ausschließen sollen. 

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Daniel E. Martínez ist Assistent Professor am Department of Sociology der George Washington University in Washington, DC in den USA. Zu seinen Forschungsinteressen zählen irreguläre Zuwanderung, die soziale und strafrechtliche Kriminalisierung von Zuwanderung sowie Kriminologie. Er ist einer von drei hauptverantwortlichen Forschern der Migrant Border Crossing Study, in deren Rahmen bislang über 1 500 irreguläre mexikanische Zuwanderer zu den Erfahrungen ihrer Grenzüberquerung, Festnahmen und Abschiebungen befragt wurden. 

 

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